Die zehn Besten (vordere Reihe v.l.): Lionel Bühler (10.), Vanessa Ullrich (8.), Fabian Boltshauser (5.), Fabian Frei (4.), Jerome Herrmann (6.), Melvin Messmer (9.). Hintere Reihe: Yanik Raschle (2.), Lars Rolli (1.) und Luca Kressibucher (3.).
15 Damen und 43 Herren, alle Lernende ab dem zweiten Lehrjahr des Verbandes Schreiner Thurgau, begeben sich unterteilt in zwei Gruppen, am letzten Oktober- und am ersten Novembersamstag anlässlich der diesjährigen Sektionsmeisterschaft auf den steinigen Weg zu den World Skills 2026 in Shanghai.
Weinfelden Am Strassenrand vor den ÜK-Räumen des Gewerblichen Berufsbildungs-zentrums reihen sich die bunt beschrifteten Firmenautos von Schreinereien aus allen Regionen des Thurgaus aneinander. Es ist noch dunkle Nacht in der Frühe dieser beiden Samstagmorgen. Konzentriert und ruhig laden die 58 Schreinerlernenden ihre persönlichen Werkzeugkisten aus und transportieren sie auf Rollis zum Eingang des ÜK-Raums. Teilweise begleitet von Vätern und Lehrmeistern tragen sie die Kisten zu den Werkbänken. Auf diesen liegt korrekt ausgerichtet das leuchtend orange und mit dem Namenstäfelchen versehene T-Shirt mit der Aufschrift "Swiss Team" auf dem Rücken. Daneben sechs sauber vorbereitete Massiv-Holzstücke und einige kleine Beihölzer. Die drei ÜK-Berufsbildner Martin Brändli, Roland Küttel und Urs Müller sind verantwortlich für die diesjährige Sektionsmeisterschaften, die erste Stufe auf dem Weg zu den Berufsweltmeisterschaften (World Skills 2026) in Schanghai.
Sieben Stunden für anspruchsvolles Objekt
Flink, konzentriert und ohne viele Worte legen die Schreinerlernenden ihre Werkzeuge bereit und ziehen sich die T-Shirts über. "Ich bin aus eigener Initiative dabei und für mich ist diese Sektionsmeisterschaft eine Vorbereitung für die Zwischenprüfung im nächsten Frühjahr, sagt der 17-jährige Yannick Dietl (HERZOG Küchen AG, Homburg) aus Wigoltingen. Sein um ein Jahr älterer Kollege, Aleandro Bianchin (Ruba Objektbau AG, Hüttwilen) aus Dietingen, lacht hinüber: "Mich haben zwei Kollegen motiviert, hier mitzumachen. Aufgrund des zuvor erhaltenen Fotos habe ich die Verbindungen überprüft und auch ausprobiert." Ähnlich tönt es seitens des 18-jährigen Finn-Luca Rodel (Schreinerei Ralph Lehmann, Bischofszell) aus Bischofzell: "Ich bin aus eigenem Antrieb hier und habe mir die Verbindungen vorher angeschaut und meine Überlegungen dazu gemacht." Die Uhr rückt auf zwanzig Minuten nach sieben und nun geht's los. "An oberster Stelle steht die Sicherheit und ein fairer Wettkampf", sagt Berufsbildner Martin Brändli. Er weist darauf hin, dass alle acht Verbindungen vor dem Verleimen zur Bewertung gezeigt werden müssen und lediglich für das Ablängen die bereitstehende Tischkreissäge benützt werden darf. Die Teilnehmenden erhalten die Explosionszeichnung und zwei weitere Pläne und der Berufsbildner wünscht: "Toi, toi, toi", der Countdown der WorldSkills beginnt für die Thurgauer Schreinerlernenden. Gemäss Brändli sind die sieben Stunden knapp bemessen und die acht Verbindungen stellen hohe Ansprüche. Konzentriert und mit grosser Präzision arbeiten die jungen Berufsleute an ihrem Objekt, einem Zweitritt. Den besuchenden Vätern und Lehrmeister wird während diesen sieben Stunden hautnah vor Augen geführt: Top motivierte Jugendliche, die mit grossem Engagement und sichtlichem Berufsstolz auf ihr individuelles und unterschiedliches Ziel hinarbeiten.
Zwei werden in Shanghai dabei sein
Diese erste Qualifikation findet in der gesamten Schweiz mit über 1200 Lernenden, statt. Vier Thurgauer werden selektioniert für die Regionalmeisterschaften Ost. An den drei öffentlichen Regionalmeisterschaften treffen rund 35 der 100 bestklassierten Teilnehmenden aus den Sektionsmeisterschaften aufeinander. Die neun besten Teilnehmenden der Regionalmeister-schaften bilden die Schreinernationalmannschaft, welche sich während drei Wettkämpfen und etlichen Trainings auf die SwissSkills vorbereiten. Daraus selektionieren sich schliesslich die zwei Teilnehmenden für die WorldSkills 2026. "Die Thurgauer Schreiner zeigten in den vergangenen Jahren hervorragende Leistungen, erbracht von Weltmeister Sven Bürki, 2017 in Abu Dhabi und Samantha Kämpf, 2019 Vize-Weltmeisterin in Kazan", freut sich ÜK-Berufsbildner Martin Brändli.
Die vier Besten kommen weiter
"Einen Vorsprung im Leben hat, wer da anpackt, wo die anderen erst einmal reden", begrüsst Heinz Fehlmann, Präsident des Verbandes Schreiner Thurgau, mit dem Zitat von John F. Kennedy die Anwesenden an der abendlichen Rangverkündigung. Der Präsident zeigt sich begeistert von den hervorragenden Leistungen und hebt hervor: "Nicht nur der Sieg zählt, sondern auch das Mitmachen." Und wie geht's nach der Bewertung der einzelnen Arbeiten weiter? Die ersten Drei, nämlich Lars Rolli, Yanik Raschle und Luca Kressibucher sind direkt für die Regionalmeisterschaft qualifiziert. Fabian Frei, Fabian Boltshauser, Jerome Herrmann und Vanessa Schättin werden anlässlich einer weiteren Qualifikation den vierten Teilnahmeplatz unter sich ausmachen.
Die zehn Besten: 1. Lars Rolli (Schreinerei Fehlmann AG); 2. Yanik Raschle, (schadegg schreinerwerk ag); 3. Luca Kressibucher (Schreinerei Fehlmann AG); 4. Fabian Frei (Erich Keller AG); 5. Fabian Boltshauser (Schreinerei Fehlmann AG), 6. Jerome Herrmann (Erich Keller AG), 7. Vanessa Schättin (Hugentobler AG), 8. Vanessa Ullrich (Schreinerei Fehlmann AG), 9. Melvin Messmer (Schreinerei Magnus Moser AG), 10. Lionel Bühler (M + E Schreinerei AG.
Text und Fotos: Werner Lenzin